Ankommen?

Foto: Diana Juneck

Es ist Nacht. Es nieselt. Es ist kalt. Wir gehen. Wir wissen nicht genau, wo wir sind. Aber wir gehen so schnell, als würden wir wissen, wo es lang geht. Erst sind wir zu zweit. Dann zu viert. Dann zu acht. Wir sind acht Männer.

Überall sehen wir immer wieder andere Gruppen. Bestimmt auch auf dem Weg dahin, wo es besser ist. Wir gehen. Zügig, als würden wir das Ziel kennen. Wir sind müde. Wir wissen nicht wohin. Wir wollen ankommen.

Wir erreichen eine lange Schlange. Wir stellen uns an. Fast alles junge Männer.

Wir haben es geschafft. So denken wir. Wo eine Schlange ist, da ist ein Ziel, da ist ein Ankommen möglich.
Wir warten. Einer hat noch eine Wasserflasche. Die Flasche kreist. Wir haben es ja gleich geschafft. Dann gibt es bestimmt mehr zu trinken. Die Stimmung in der Schlange ist besser als auf dem langen Weg. Die Gruppe rückt langsam vorwärts. Schon ist die Schlange hinter uns länger als vor uns. Gleich haben wir es geschafft.
Wir sehen schon das Tor. Davor ein paar Sicherheitsleute. Wir sind als nächstes dran. Endlich. Über dem Tor steht: KATER BLAU. Wir sind dran. Aber bevor wir etwas sagen, werden wir rausgewunken. Aggressiv. Keine Widerrede möglich. Wir sind hier unerwünscht! Weil wir Araber sind? Warum? Weil unsere Gruppe zu groß ist? Weil wir Männer sind? Die Sicherheitsleute wollen nicht reden. Wir kommen nicht rein! Wir sollen BITTE WEGGEHEN. Wir kommen nicht an.

Wir sind da.
Aber wir sind nicht drin.
Mitten in Berlin.

Ayham Hisnawi hat den Text auf Deutsch verfasst.

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