Nouruz – Fest des Neuanfangs

Iranisches Haft-Sin. Foto: Arsh_Flickr

Das Nouruz-Fest ist uralt und stammt ursprünglich aus dem Iran. Dort wird es bis heute ab dem ersten Frühlingstag zwölf Tage lang begangen. Gefeiert werden an diesem Tag traditionell der Abschied vom Winter, der kalten Jahreszeit, und der Beginn des Frühlings, der warmen Jahreszeit, das Aufblühen der Blüten und der Liebe, das Ende der Trauer und der Beginn der Hoffnung. Nouruz markiert den Beginn des Jahres im persischen Kalender: Für die Menschen im Iran symbolisiert der Frühling den „Wiederanfang“ und ist damit auch der Beginn des neuen Jahres.

Nouruzsphäre und Internationaler Nouruz-Tag

Nouruz wird in zehn Ländern der Welt einschließlich Afghanistan und Tadschikistan seit mehreren Hundert Jahren gefeiert. Diese bezeichnet man als Länder der „Nouruzsphäre“. Mit einem beispiellosen Akt bestätigten die Vereinten Nationen das Nouruz-Fest in seiner Bedeutung für die Menschheit: am 24. Februar 2010 ratifizierte die UN-Generalversammlung einen Beschluss, mit dem sie den 21. März als ‚Internationalen Nouruz-Tag‘ anerkannte. Seitdem wird Nouruz in immer mehr Ländern gefeiert, inzwischen sind es bereits mehr als fünfzig. Während in Ländern mit einem persischen Kalender wie Iran und Afghanistan Nouruz den ersten Tag des Jahres markiert, feiert man in Zentralasien und im Kaukasus, wo der gregorianische Kalender gilt, das Nouruz-Fest als Frühlingsbeginn.

Der dreizehnte Tag des neuen Jahres wird im Freien verbracht. Foto: Ninara_Flickr

Bräuche zum iranischen Nouruz

Im Iran ist es üblich, kurz vor Beginn des neuen Jahres das ganze Haus gründlich zu reinigen. Im Zuge dessen werden auch alle Vorhänge und Teppiche frisch gewaschen. So wird dem Frühling ein würdiger Empfang bereitet, und die Frühlingssonne kann ungehindert in die Häuser leuchten.
Ein weiterer Teil des Festes ist es, für die Kinder neue Anziehsachen zu kaufen, damit sie fröhlich und heiter ins neue Jahr gehen. Kleidung und Gegenstände hingegen, die man selbst nicht mehr benötigt, gibt man an Nouruz an Bedürftige weiter, um damit vielleicht einem armen Kind oder Vater ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Zu Nouruz wird im Iran das Haft-Sin (wörtlich: sieben „S“) zubereitet: auf einer Festtafel (mancherorts auch auf einer schönen Decke auf dem Boden) werden sieben verschiedene Symbole angerichtet. Diese beginnen alle mit „S“: Sabza (Gras), Samano (eine Süßigkeit, die aus gekeimtem Weizen zubereitet wird), Sinjed (Sanddorn), Samaq (Sumach), Seer (Knoblauch), Sekka (Münzen), und Seeb (Apfel). Sie symbolisieren die Wünsche für das neue Jahr: Sabza steht für Frische, Samano für Fruchtbarkeit, Sekka für Segen, Apfel für Gesundheit, Sanddorn für Liebe und Sumach und Knoblauch für Freude. Bis zur Einführung der Haft-Sin nach der iranischen Revolution 1978 hieß es ursprünglich Haft-Schin (wörtlich: sieben „Sch“) mit Schama (Kerze), Schirini (Süßigkeit), Schahd (Honig), Schamshad (Strauch), Schaqajeq (Tulpe), und Scharab (Wein).

Achtsamkeit und Versöhnung

Nouruz ist ein Fest des familiären Zusammenhalts und des achtsamen Umgangs miteinander. Als Akt des Respekts zwischen den Generationen ist es üblich, nach dem Fest seinen Verwandten einen Besuch abzustatten: Kinder und Enkelkinder besuchen Eltern und Großeltern, jüngere Geschwister ihre älteren Geschwister. Es ist Brauch, frühere Streitigkeiten zu beenden, sich zu versöhnen und Freundschaften zu erneuern. Ältere schenken Kindern Geld, um ihnen eine Freude zu machen, und damit sie sich zum Jahresbeginn etwas Neues kaufen können.

Im Iran wird Nouruz zwölf Tage lang gefeiert: jeweils ein Tag für jeden Monat des Jahres. Die ersten fünf Tage ruht das öffentliche Leben vollständig und alle Geschäfte sind geschlossen, an den folgenden Tagen haben nur einige Geschäfte halbtags geöffnet. Der dreizehnte Tag des neuen Jahres gilt als Unglückstag. An diesem Tag zieht es die Menschen in die freie Natur, man unternimmt Ausflüge oder besucht Parks und Vergnügungsstätten.

Übersetzung aus dem Farsi von Faisal Maandgaar

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