Mit unserem Magazin haben wir das Thema „Ankommen“ im Blick. Wir konnten schon viel darüber berichten, wie es aus Sicht von Geflüchteten wahrgenommen wird, wenn am Anfang alles unbekannt ist. Diese Perspektive soll nun ergänzt werden. Mit der kulturTÜR 3 startet eine neue Rubrik: Lieblingsorte. Mit Hilfe dieser Rubrik sollen Steglitz-Zehlendorf-Kenner ihre Lieblingsorte beschreiben und mit einem perspektivisch wertvollen Selfie schmücken. Den Anfang machen die Mitglieder der Redaktion. Sehr gerne dürfen aber auch SIE mitmachen. Welchen Ort im Bezirk mögen Sie besonders, und was verbinden Sie mit ihm? Einige Orte sind gut bekannt – andere sind echte Geheimtipps.
Viel Spaß beim Entdecken!
1.) Sporthalle in der Lessingstraße
Schöne Bilder entstehen in meinem Kopf, wenn ich an diesen Ort denke. In den fünf Monaten, die ich in dieser Sporthalle mit anderen geflüchteten Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern zusammengelebt habe, ist mir klar geworden, dass, wenn man mit Verständnis und Respekt an seine Mitmenschen herantritt, Räumlichkeiten niemals zu eng sein können. Dass wir irgendwann einmal in solch einer Welt leben können, dafür möchte ich kämpfen. Wir dürfen nicht vergessen, wir sind alle Menschen.
Kesanet Abraham
2.) Schlachtensee
Schon als Kind habe ich im Schlachtensee gebadet. Meine Eltern fuhren oft mit mir und meinen Geschwistern hierher. Um den wunderschönen Natursee führt ein 5,5 km langer Uferweg mit zahlreichen größeren und kleineren Badestellen. Bei schönem Wetter lockt er an den Wochenenden unzählige Spaziergänger und Ausflugsgäste an. Man sagt ja, dass es im Schlachtensee über zwei Meter lange Welse geben soll, und vor einigen Jahren soll sogar mal eine Frau gebissen worden sein. Leider hält diese Story die Menschen nicht ab, im Sommer in großen Scharen das Wasser zu bevölkern. „Leider“ sage ich, weil es an diesem wunderbaren Ort tatsächlich am schönsten ist, wenn wenige Menschen da sind. Das ist vor allem frühmorgens oder bei schlechtem Wetter so. Seit drei Jahren bin ich regelmäßig dort, um zu joggen, spazieren zu gehen oder zu schwimmen. Als ich vor einigen Jahren in einer persönlichen Krise steckte, wurde der Schlachtensee zu meinem ganz persönlichen Kraftort. Und auch heute noch fühlt sich, wenn es mir mal schlecht geht, das Eintauchen in das klare Wasser wie eine „Rettung“ an.
Juliane Metz
3.) Schloss Glienicke
Ist es möglich, in ein anderes Land zu reisen, ohne die Grenze zu überqueren? Das scheint vielleicht unmöglich, und normalerweise würde jeder die Frage mit Nein beantworten. Aber ich sage: Ja! In Berlin ist das möglich! Und zwar beim Schloss Glienicke an der Grenze zwischen Berlin und Potsdam. Das Schloss wurde im Auftrag des Prinzen Carl, Sohn von Friedrich Wilhelm III., gebaut, um die Sehnsucht der preußischen Herrscher nach Italien zu erfüllen. Ich finde, mit diesem wunderbaren Gebäude ist das absolut gelungen. Als ich das erste Mal in seinem wunderschönen Park war, umgeben von lieblicher Landschaft und Natur, hatte ich das Gefühl, in Italien zu sein und mediterrane Luft zu atmen.
Mortaza Rahimi
4.) Rathaus Steglitz
Mein Lieblingsort in Steglitz-Zehlendorf ist das „Rathaus Steglitz“. Ich mag diesen Ort, weil dort mein Fitnessstudio ist und die Stadt-Bibliothek, in der ich immer lerne. Außerdem befindet sich nur einen Kilometer davon entfernt mein Lieblings-Café, das Starbucks. Und auch die Treffen der kulturTÜR finden ganz in der Nähe statt. Weil ich dort so vielseitige Dinge machen kann, dafür mag ich diesen Ort.
Shrouk Hamzeh
5.) Schloßstraße
Mein Lieblingsort in Steglitz ist die Schloßstraße und zwar die Strecke zwischen Zimmermann- und Markelstraße, die ich jeden Tag mit Liebe und Freude passiere. Beides sind sehr wichtige Orte für mich, an die ich mich immer erinnern werde, denn meine erste Wohnung und mein erster Arbeitsplatz befinden sich hier! Von der Schloßstraße zweigen nicht nur schöne Straßen ab, es gibt vor allem auch viele Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten. Das ist der Teil der Stadt, der mich absorbiert.
Raha Shegeft
6.) Krumme Lanke
Vier Minuten lang warteten wir auf die U3. Als sie ankam, stiegen wir ein und fuhren Richtung Krumme Lanke. An der letzten Haltestelle angekommen, stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zu einem schönen See – so schön, dass darüber sogar Lieder geschrieben wurden. Dieser Ort ist bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt. Mitten im Grünen gibt es diesen kleinen See, der im Sommer gern zum Schwimmen genutzt wird. Und es gibt dort auch einen sehr alten Baum, unter dem ich gern sitze, um das Wasser im See zu betrachten. Die Gesänge der Vögel bringen mich dann in Gedanken in meine Heimat Syrien zurück und lassen alte Erinnerungen an meinen Geburtsort aufkommen. Es gibt ein Lied, das von dem deutschen Künstler Fredy Sieg verfasst und gesungen wurde, es heißt „Das Lied von der Krummen Lanke“.
Kais Alatrash
7.) Fliegerberg im Lilienthalpark
Mein Lieblingsort ist die Parkanlage am „Fliegerberg“ in Lichterfelde. Er wurde einst Otto Lilienthal für Flugversuche zur Verfügung gestellt. An diesem schönen und wunderbar ruhigen Ort werfe ich alle meine Sorgen ab und lasse die ganzen Probleme, die wir zurzeit haben, hinter mir. Dann genieße ich die schönen Momente mit denen, die ich liebe. Meine Kinder sind meine Freude, und es verleiht mir Flügel, wenn sie glücklich sind.
Safwan Almoubark
8.) Hanami auf dem ehemaligen Todesstreifen
Hanami – so nennen es die Japaner, wenn sie im Frühling die Kirschblüten betrachten. Dass man das jetzt auch in Berlin machen kann, liegt an einer großzügigen Spende aus Japan: Zur Freude über den Mauerfall wurden auf dem ehemaligen Todesstreifen unter anderem zwischen Lichterfelde und Teltow mehr als 1.000 Kirschbäume gepflanzt. Koordiniert hat das Ganze der japanische Fernsehsender TV-Asahi. In diesem Jahr wurde an der längsten Kirschbaumallee bereits das 16. Kirschblütenfest gefeiert. Ein sehr gelungenes Timing: Die Sonne schien, und die Blüten standen in voller Pracht. Nicht nur das Wetter war großartig am letzten Sonntag im April, sondern auch das Picknick mit Freunden aus der kulturTÜR-Redaktion, die sich unter den blühenden Bäumen verabredet hatten.
Rita Zobel
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