„Eine der wichtigsten und sicher auch schwierigsten Entscheidungen im Leben eines Menschen ist die Wahl des Berufes.“ So pflegte mein Lehrer an der Oberschule zu uns Schülern zu sagen. Ich habe damals über diesen Satz nicht weiter nachgedacht und ihn zeitweilig komplett vergessen – vielleicht, weil die Berufswahl für mich zu dieser Zeit nicht wichtig war, vielleicht aber auch, weil ich es als schwieriges Thema erstmal wegschob. Hier, zu Beginn meines Lebens in Deutschland, erinnerte ich mich wieder an den Satz meines Lehrers und verstand, was er meinte: Die Entscheidung, welchen Beruf ich ergreifen sollte, war wichtig und wirklich nicht leicht zu treffen.
Im Iran unbekannt: das Prinzip „duale Ausbildung“
Das deutsche Bildungssystem bietet wirklich eine riesengroße Auswahl an Möglichkeiten, durch die man erstmal durchsteigen muss! Hier kann man je nach eigener Vorliebe ein Studium aufnehmen oder eine Ausbildung machen. Bei meiner Suche begegnete mir die Möglichkeit einer „dualen Ausbildung“, von der ich vorher noch nie gehört hatte. Während dieser arbeitet man in einem Ausbildungsbetrieb und besucht daneben eine Berufsschule. Solche dualen Ausbildungen gibt es zum Beispiel für viele technische Berufe. Während der ganzen Ausbildung ist man finanziell unabhängig. Nach der dreijährigen dualen Ausbildung kann man sich weiter fortbilden und z.B. auch ein Studium anschließen.
In meinem Herkunftsland ist das Prinzip, bereits während der Ausbildung im selben Fach praktisch zu arbeiten, gänzlich unbekannt. Ich selbst bin wirklich ausgesprochen begeistert von dieser Option. Sie hat mich zuversichtlich gemacht und mir die Entscheidung, welchen beruflichen Weg ich einschlagen möchte, enorm erleichtert.

Meine Entscheidung fiel auf eine duale Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten (umgangssprachlich auch „Zahnarztassistentin“ genannt). Im Januar 2017 stellte ich mich in der Praxis von Dr. Theodor Jordan im Bezirk Steglitz vor. Dr. Jordan war eigentlich mein Zahnarzt. Nach der Entscheidung für meinen Berufsweg war dies die erste Praxis, in der ich mich vorstellte. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Anfangs war ich mir unsicher, ob Dr. Jordan das “„Risiko eingehen und mich als Auszubildende in seiner Praxis aufnehmen würde, weil ich erst seit eineinhalb Jahren in Deutschland bin, und Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Andererseits sagte ich mir, dass ich nach eineinhalb Jahren die Sprache so gut beherrsche, dass ich mir ohne Frage zutraute, diese Ausbildung zu machen. Dr. Jordan nahm mich !an Sein Vertrauen ist für mich sehr wertvoll. Und so begann ich Anfang 2017 nach einigen bürokratischen Formalitäten meine Ausbildung als Zahnarzthelferin in seiner Praxis.
Ich bin hochmotiviert, alle meine Fähigkeiten zu zeigen und mein Bestes zu geben.
Jedem, der vor der Entscheidung steht, welchen Weg er einschlagen möchte, kann ich nur Mut machen. Mit den Ausbildungsmöglichkeiten hier in Deutschland kann wirklich jeder einen passenden Beruf mit einer gesicherten Zukunft finden.
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