Lieblingsorte Steglitz-Zehlendorf – Teil 2

Karte Steglitz-Zehlendorf

Steglitz-Zehlendorf ist der Heimatbezirk von kulturTÜR. Mit unserem Magazin haben wir das Thema„Ankommen“ im Blick. Wir konnten schon viel darüber berichten, wie es aus Sicht einer oder eines Geflüchtete(n) wahrgenommen wird, wenn am Anfang alles unbekannt ist. In dieser Rubrik beschreiben Autoren ihre Lieblingsorte in Steglitz-Zehlendorf und schmücken sie mit einem Foto. Sehr gerne dürfen aber auch SIE mitmachen. Welchen Ort im Bezirkmögen Sie besonders und was verbinden Sie mit ihm? Einige Orte sind gutbekannt – andere sind echte Geheimtipps.

Viel Spaß beim Entdecken!

 

Lukas Gemeinde
Lukas Gemeinde

9 – Lukas-Gemeinde

Die Räume in der Lukas-Kirchengemeinde, in denen ich seit mehr als anderthalb Jahren Deutschunterricht gebe, sind für mich aus verschiedenen Gründen von großer Bedeutung. Dort habe ich einen sehr mitmenschlichen Teil in mir entdeckt, durch die Hilfe und die Betreuung von Menschen, unabhängig von ihrem Hintergrund. Auch unabhängig von dem, was wir in unserer Heimat hatten und heute wegen des verdammten Bürgerkriegs leider verloren haben. In den Lukasräumen fühle ich Wärme (so drückt man es auf Arabisch aus, wenn man sich wohlfühlt!). Außerdem hat die Pfarrerin der Gemeinde ein „weißes“ Herz wie ein Engel (ein arabischer Ausdruck, der mit „reinem Herz“ übersetzt werden kann), und sie ist wie eine große Schwester für mich!

Eyass Hannoun

 

Bierpinsel
Bierpinsel

10 – Der Bierpinsel

Zwischen meinem Zuhause und meinem Büro thront der „Bierpinsel“. Jeden Tag fahre ich mindestens zwei Mal an ihm vorbei. Da ich auf beiden Wegen meist in Eile bin, ist er kein Ort, an dem ich mich aufhalte. Wenn ich es doch mal tue, merke ich, dass ich dies mit verschnupfter Nase lieber mache. Für einen Lieblingsort ist der Geruch unpassend. Trotz seiner 70er-Jahre-Pop-Art-Ausstrahlung hat er für mich etwas Futuristisches. Er passt so gut in die große Stadt wie ich, und wir sind fast gleich alt. Für mich steht dieser Sonderling für Polarisierung und Ausnahme. Und weil genau das mich interessiert, fühle ich mich wohl in seiner Nähe – trotz des Geruchs. 2018 soll der Turm endlich saniert werden. Dann soll ein Café Besucher anlocken: Nach 15 Jahren Leerstand kommt wieder eine Blume auf das Bier.

Stefan Hage

 

Garten an der Brücke
Garten an der Brücke

11 – Garten an der Brücke

Er gleicht einer Fata Morgana – der kleine Garten mitten in der Betonwüste von Steglitz, und er zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht! Zwischen Hochstraße, Parkplatz und der Düppelstraße mit seinem Bus- und Autoverkehr befindet sich die gepflegte kleine Oase. Sie wandelt ihr Gewand je nach Jahreszeit. Obwohl ich regelmäßig daran vorbeikomme habe ich noch nie jemanden gesehen, der sich um sie kümmert. Ich wollte nur mal „Vielen Dank“ sagen.

Diana Juneck

 

Hermann-Ehlers-Platz am Rathaus Steglitz
Hermann-Ehlers-Platz am Rathaus Steglitz

12 – Hermann-Ehlers-Platz am Rathaus Steglitz

Hier fühle ich mich, als wäre ich in meiner ehemaligen Stadt Damaskus: Es gibt viele Cafes, Restaurants und Geschäfte aller Art, und es bereitet mir viel Vergnügen, im Freien zu sitzen und die Menschen aller Altersgruppen beim Vorbeigehen zu beobachten. Gewundert habe ich mich über diesen großen Spiegel, der wie ein Gemälde anmutet, und war erstaunt zu sehen, dass es sich um ein Denkmal handelt. Es erinnert uns mit viel Traurigkeit daran, dass viele Menschen ihr Leben auf brutalste Art und Weise im Holocaust verloren haben. Wenn ich diesen Spiegel sehe, denke ich unweigerlich daran, was in meinem Land geschieht, in dem ein Diktator herrscht, der keine Waffe auslässt, um sein Volk umzubringen. So ist es ist auch für mich ein Ort der Schmerzen und Erinnerungen. Aber auch der Hoffnung auf die Überwindung dieses Elends.

Adnan Al Mekdad

 

Park an der Schwartzschen Villa
Park an der Schwartzschen
Villa

13 – Park an der Schwartzschen Villa

Mein Arbeitsplatz im Info-Center der DRK Berlin Südwest gGmbH liegt mitten im trubeligen Teil von Steglitz. Die nahe Schloßstraße lockt mit Einkaufscentern, Geschäften, Restaurants und Cafés, es gibt Kinos und sogar ein Theater. Da ist für jeden etwas dabei. Ich aber liebe es, vor der Arbeit noch einmal kurz durchzuatmen und habe auf der Suche nach einem grünen Eckchen den kleinen Park hinter der Schwartzschen Villa für mich entdeckt. Alte Bäume und rote Bänke, und um die Ecke prangt sogar eine Luther-Eiche, die vor 100 Jahren gepflanzt wurde, als Steglitzer Bürger ein Zeichen zum damals 400. Reformationsjubiläum setzen wollten.

Kathrin Kowarsch

 

Botanischer Garten
Botanischer Garten

14 – Botanischer Garten

Ein Ort in Steglitz, an dem ich sehr gerne bin, ist der Botanische Garten. Ich mag es, Spaziergänge durch dichtes Grün weit weg vom Lärm der Hauptstadt zu machen. Hinzu kommen gläserne, helle Gebäude in denen Tropenpflanzen wachsen mit riesigen Blättern und in den verschiedensten Farben. Wenn mir mal das nötige Kleingeld für eine Reise nach Costa Rica fehlt, gehe ich einfach dorthin und rieche die gleichen Gerüche, als wenn ich durch den tropischen Regenwald zum Strand wandern würde. Das ist einmalig. Ich war dort auch schon mal mit Jugendlichen aus Gemeinschaftsunterkünften, die ich in Steglitz betreue. Sie hatten große Freude an der Pflanzenvielfalt, und alle haben dort etwas gefunden, was sie faszinierte oder an etwas Schönes erinnerte. So ein Ort ist sehr viel wert hier in Berlin.

Rosa Arslan

Dieser Beitrag ist auch verfügbar auf: العربية (Arabisch)

Schlagworte dieses Artikels
,
Geschrieben von
Mehr von Redaktion

Editorial | Perspektiven

Multiperspektivische Erkenntnisse Wie können eine Wand, eine Säule, ein Handfächer und ein...
mehr