Wer sind eigentlich diese Deutschen? (3)

Benjamin Dörfel (16) „Egal, in welcher Lebenssituation man ist – jeder kann etwas tun! Der eine gründet eine große Initiative, der andere lädt einen Geflüchteten zum Essen ein. Man kann auch etwas ganz Kleines tun. Schon ein freundliches Lächeln kann viel bewirken. Und das kann jeder!“ Foto: Juliane Metz

Serie: Warum sich Deutsche ehrenamtlich engagieren am Beispiel von Benjamin Dörfel

So manche Geflüchtete wundern sich über das beeindruckende ehrenamtliche Engagement der Deutschen. Sie bekommen kein Geld dafür und opfern vielfach einen großen Teil ihrer Freizeit dafür, neuangekommene Menschen bei ihren ersten Schritten in der neuen Heimat zu unterstützen – auch in Steglitz-Zehlendorf. Was sind das für Menschen? Warum tun sie das? Mit diesen Fragen im Kopf begab sich Juliane Metz auf die Suche und traf Engagierte aus unserem Bezirk.

Mit Benjamin Dörfel (16) verabrede ich mich über Facebook. In Zehlendorf, unweit der Pauluskirche, in der seine Mutter Donata Dörfel Pfarrerin ist.

Eigentlich bin ich selbst noch neu in Berlin! Bis vor zweieinhalb Jahren habe ich in der Schweiz gelebt.

Benjamin weiß, wie es sich anfühlt, in einem fremden Land mit einer fremden Sprache anzukommen. 2007 zog seine Familie berufsbedingt in ein kleines Dorf der französischsprachigen Schweiz unweit von Genf. „An meinem sechsten Geburtstag war mein erster Schultag. Ich brachte einen Kuchen mit, alle freuten sich darüber – aber verständigen konnte ich mich nicht. Französisch habe ich erst nach und nach gelernt, das war manchmal echt schwierig“, erinnert er sich.

Sein erster persönlicher Kontakt mit Geflüchteten war Heiligabend 2014. Da überzeugte er seine Eltern, nach dem Gottesdienst noch in die Notunterkunft in der FU Sporthalle zu gehen. „Wir haben mehr als drei Stunden mit den Menschen gesprochen und es haben sich gleich am ersten Abend ganz viele Freundschaften gebildet.“ Dies war der Anfang der großen Flüchtlingsinitiativen in Dahlem und in der Paulusgemeinde, die Familie Dörfel ins Leben rief. In seiner Schule, dem Droste-Hülshoff Gymnasium, gründete Benjamin mit einigen Mitschülern vor eineinhalb Jahren eine Willkommens AG. Einmal im Monat kochen sie gemeinsam mit Geflüchteten. Regelmäßig veranstalten sie dort auch Filmabende rund um die Themen Flucht und Migration; denn fehlende Information sieht er als Hauptursache für Angst und Vorurteile. „Wenn man einmal die Erfahrung gemacht hat, daran mitwirken zu können, dass ein neuangekommener Mensch froh ist hier zu sein, dann zieht man allein daraus sehr viel positive Energie.”

Paulus hilft Flüchtlingen
www.paulusgemeinde-zehlendorf.de

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