Es war schon drei Jahre her, dass ich das letzte Mal verreist war. Der Grund war, dass ich nur eine Aufenthaltsgestattung hatte, die jedes Jahr verlängert werden musste. Mit diesem Dokument konnte ich Deutschland nicht verlassen. Von einigen Leuten hatte ich gehört, dass die Ausländerbehörde eine Erlaubnis erteilen kann, innerhalb Europas zu reisen. So habe ich beschlossen, mein Glück zu versuchen und ging zur Ausländerbehörde.
Nach drei Stunden Wartezeit war ich an der Reihe. Als ich den Raum betrat, saßen dort wie immer zwei Frauen mit grimmigen Gesichtern hinter ihren Tischen. Lächelnd und gut gelaunt habe ich sie begrüßt und meine Fragen zum Thema Reisen innerhalb Europas gestellt. Meine Sachbearbeiterin hat mit einem harschen Ton geantwortet:
„Wenn es Sie stört, dass Sie nicht reisen können, dann gehen Sie doch in ihr eigenes Land!“
Ich habe geantwortet, dass ich es zweifellos tun würde, wenn ich dort nicht gewisse Probleme hätte.
Entsetzt verließ ich den Raum und fuhr nach Hause. Ich beschloss, meine Reise auf jeden Fall anzutreten und nach München zu fahren. Aufgrund der langen Fahrzeit und wegen meiner Rückenschmerzen buchte ich ein Flugticket für die nächste Woche. Am Tag des Abflugs bin ich fröhlich aufgewacht, war aber doch auch gleich etwas gestresst und besorgt, ob das alles klappen würde. Ganz unvermittelt ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich das erste Mal in Deutschland mit einem Flugzeug fliegen würde. Obwohl meine Aufenthaltsgestattung es mir erlaubt, mich innerhalb Deutschlands frei zu bewegen, hatte ich ein mulmiges Gefühl und dachte, dass es problematisch werden könnte, weil ich noch keinen Reisepass besitze. Ich versuchte, die Ausländerbehörde diesbezüglich noch einmal zu kontaktieren. Aber es war Mittwoch, und die Ausländerbehörde hatte geschlossen. Ganz aufgewühlt habe ich meinen Fall gegoogelt, konnte aber diesbezüglich keine passende Information finden. Mehrmals habe ich versucht, das Büro der Bundespolizei am Flughafen zu kontaktieren, und als ich sie erreicht habe, konnten auch sie mir keine genaueren Informationen geben und teilten lediglich mit, dass jeder Flug seine eigenen Bedingungen hätte. Ich fühlte mich hilflos und verzweifelt. Mittlerweile war ich schon ziemlich gestresst und beschloss, vier Stunden vor dem Abflug zum Flughafen zu fahren, um dort direkt die Angelegenheit mit der Polizei zu klären. Von Seiten der Bundespolizei gab es keine Einwände. Sie meinten jedoch, es hänge immer vom jeweiligen Flug ab.
So ging ich zum Gepäckschalter, um meinen Koffer aufzugeben. Dort stellte ich mich in die Reihe einer nett aussehenden Angestellten und grüßte sie freundlich, als sie meinen Personalausweis sehen wollte. Ich legte ihr meine Aufenthaltsgestattung vor. Verwundert sah sie mich an, als sie mein Dokument sah und meinte nur, dass sie so ein Papier noch nie zuvor gesehen hätte. Damit wandte sie sich einem älteren Kollegen zu, der sich gerade in diesem Moment mit einem anderen Kollegen stritt. Eindringlich bat ich sie: „Fragen Sie doch bitte die Flughafenpolizei“, worauf sie tatsächlich auch zur Polizei ging.
Ich war nun schon so gestresst, dass ich schon einem Herzinfarkt nahe schien. Zum Glück kam sie bald wieder zurück und teilte mir mit, dass ich doch fliegen darf. Darüber war ich sehr erleichtert, bedankte mich bei ihr und ging zum Check-In, wo ich mich in der Warteschlange anstellte, um meine Boarding-Card zu erhalten. Zum Glück brauchte ich dort keinen Ausweis. Dann ging ich zum Wartebereich und wartete, bis die Gates geöffnet wurden.
Als es soweit war, war ich immer noch ziemlich aufgeregt, und mein Herz raste. Von weitem habe ich gesehen, dass man weiter vorne die Ausweisdokumente vorzuzeigen hat. Also nahm ich meine Aufenthaltsgestattung aus dem Rucksack.
Als ich dann an der Reihe war und dem Flughafenpersonal meine Aufenthaltsgestattung zeigte, wurde behauptet, dass ich damit nicht reisen dürfte.
Meine Güte! Ich konnte keinen weiteren Stress mehr ertragen. Ich habe gezittert und war kurz vorm Durchdrehen. Dann habe ich mich in eine Ecke zurückgezogen und gewartet, bis die Dokumente erneut durch die Polizei geprüft wurden. Auch diese Beamten schauten sich meine Aufenthaltsgestattung an und teilten noch einmal mit, dass es damit kein Problem wäre, innerhalb Deutschlands zu reisen. Dieses Mal hat mich das nicht mehr beruhigen können, und vor lauter Stress konnte ich mich kaum noch bewegen. Irgendwie schaffte ich es aber doch mich zu überwinden, als ein Mitarbeiter des Flughafenpersonals mich aufrief.
Erneut beim Check-In meinte der Angestellte, dass ich den Rucksack nicht mit ins Flugzeug nehmen dürfte. Nun war ich wirklich völlig verzweifelt und wollte gerne den Grund dafür wissen. Mein Rucksack wog doch nur 7 kg, und ich durfte bis zu 10 kg mit ins Flugzeug nehmen. Wollten die mit allen Mitteln meine Reise verhindern?
Letztendlich wurde mir gesagt, dass ich zusätzliche Gebühren zu zahlen hätte, wobei man aber nur eine Kreditkarte akzeptieren würde, welche ich aber nicht besaß. Dann forderte man mich auf, zur Seite zu gehen. Ich wusste wirklich nicht mehr weiter. Die fünf Minuten, die ich dort gewartet hatte, kamen mir wie fünf Stunden vor. Als dann ein anderer Angestellter kam, erklärte ich ihm, dass ich nur bar zahlen kann, was dann auch gestattet wurde. Als Letzte stieg ich ins Flugzeug, völlig fassungslos, zitternd und deprimiert. Ich konnte nicht mehr richtig sehen.Die Flugbegleiter haben wohl meine Verfassung richtig erkannt und zeigten mir meinen Platz. Dort saß ich dann: verärgert, gestresst und enttäuscht und hatte im ganzen Körper ein mulmiges Gefühl.
Ich bin ein Mensch, ein Immigrant und kein Gefangener! Auswanderung ist kein Delikt, und Auswanderer sind keine Gefangenen, die für eine einfache Reise, was das natürliche Recht eines jeden Menschen ist, mit so vielen Problemen konfrontiert werden sollten. Ein Auswanderer hat das Recht auf Leben. Während des ganzen Fluges habe ich mich wiederholt gefragt: „Freiheit – zu welchem Preis?“
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