„Mitwirken“ sollte der Titel dieser Ausgabe lauten. Das war einstimmig beschlossen. Dann wurde aber deutlich, dass Mitbestimmung und Mitgestaltung zwar bei der kulturTÜR gelebte Realität sind, eine aktive Beteiligung in der Gesellschaft jedoch bisher noch kaum möglich ist. Zu oft noch sind die sprachlichen Barrieren zu hoch oder die kulturellen Gepflogenheiten und Unterschiede zu undurchsichtig. Mitwirken ist also gar nicht so einfach, wie man gerne hätte oder annehmen möchte.
Erschwert wird dies auch dadurch, wenn zum Beispiel die Finanzierung eines Sprachkurses verweigert wird, wie es bei Mortaza Rahimi geschah, oder ein Nachbar Gerüchte verbreitet, wie es bei der Familie Ammar der Fall war. Da zieht man sich schnell zurück in das Land seiner Träume: in einen Iran, den es nur in der Vorstellung gibt, oder in eine Traumwelt mit Schmetterlingen, wie es Hareth Almukdad tut.
Mit ihrer ersten Lesung ging die kulturTÜR einen weiteren Schritt in Richtung aktiver Teilhabe im Kiez. Im vollen Café des Stadtteilzentrums Villa Mittelhof präsentierten kulturTÜR-Autor*innen ausgewählte Beiträge der interessierten Nachbarschaft. Zuerst lasen sie ihre Geschichten in Muttersprache vor. Das anschließende Vortragen in deutscher Sprache war ein besonderes Erlebnis, denn die meisten lasen ihre Beiträge zum ersten Mal auf Deutsch vor. Ein bezaubernder Moment.
„Hoppla“ – in diesem Heft eröffnen wir eine neue Rubrik mit Wörtern oder Redensarten, über die Autor*innen gestolpert sind. So hat sich Samer Saeed Balbiese über den Ausruf seines Freundes „Schwein gehabt“ ziemlich gewundert. Andersherum führt uns Yvonne Schmitt auch in diesem Heft wieder deutlich vor Augen, wieviel arabische Wörter in unseren Sprachgebrauch Eingang gefunden haben. Mit Sofa, Kaffee und Orangen sprechen wir doch alle auch ein bisschen Arabisch.
Rita Zobel