Vor Herausforderungen schreckt Mahmoud Altelawi nicht zurück – sein Ziel verliert er dabei nicht aus den Augen
Mahmoud Altelawi lebt bald schon fünf Jahre in Deutschland. Sein Traum ist, hier Medizin zu studieren. Seit mehr als zwei Jahren schon bewirbt Mahmoud sich für einen Studienplatz. Doch trotz bundesweiter Bewerbung, eines Notendurchschnitts von 1,1 auf dem Abiturzeugnis und Deutschkenntnissen auf Muttersprach-Niveau hatte er bisher kein Glück. Aber er gibt nicht auf.
Aufgewachsen ist Mahmoud in Homs, wo sein Vater Apotheker war bis die Familie vor dem Krieg Assads gegen die eigene Bevölkerung fliehen musste. Sie wechselten mehrfach die Stadt. In Aleppo begannen sie, sich ein neues Leben aufzubauen. Bis auch hier Bomben fielen.
Allein machte er sich weiter auf den Weg und hielt sich mit unterschiedlichsten handwerklichen Tätigkeiten über Wasser. Ob Brötchen backen, malern oder Elektrik, schnell machte er sich mit allem vertraut. Der Traum, Arzt zu werden, begleitet ihn jedoch seit frühen Jahren.
Als unbegleiteter Minderjähriger kam er Ende 2014 in Deutschland an. Sein erstes Ziel war, schnell Deutsch zu lernen. Bis er Sprachkurse besuchen konnte, brachte er es sich erst mit Fernsehen und Internet bei. Dann nutzte er die Angebote und schaffte alle Sprachkurs-Niveaus. Mittlerweile spricht er Deutsch als wäre er hier aufgewachsen und hätte nie woanders gelebt.
Sein wichtigstes Anliegen war jedoch, seine Familie nachzuholen. Kurz vor Weihnachten 2014 bekam er die Berechtigung dazu und schaffte es noch in der kurzen verbleibenden Zeit bis zu seinem 18. Geburtstag am 1. Januar 2015 alle Papiere zu bekommen. Für die fünfköpfige Familie eine Wohnung zu finden, war die nächste Herausforderung. Nach einem halben Jahr intensiver Suche kam ihm eine nette Vermieterin mit dem Preis entgegen und er lief freudestrahlend zum Jobcenter. Er konnte es nicht glauben als ihm die Sachbearbeiterin mit der Begründung, die Wohnung sei zu teuer, die Bescheinigung verweigern wollte. Er hatte doch die Preise genau recherchiert! Entsprechend fassungslos war er, als sie ihm erklärte, dass die Wohnung 0,05 Euro über den vorgesehen Kosten lag. Auch die Vermieterin zeigte sich irritiert und verzichtete gerne noch auf die 5 Cent. Eine Lebensgrundlage für seine Familie zu schaffen, war die nächste Herausforderung. Mit dem Café „BackZeit“ sollte das möglich werden. So hat sich Mahmoud im Januar 2019 selbständig gemacht, auch um die Zeit bis zur Aufnahme des Medizin-Studiums sinnvoll zu überbrücken.
Immer wieder schnell Fuß zu fassen, das ist ihm und seiner Familie besonders wichtig. Die Füße haben die Altelawis nun schon fest auf dem Boden. Seinen Traum, Medizin zu studieren, verfolgt er weiter.