Auf der Suche nach der verlorenen Identität

 

„Wir sind nicht aus Profit- und Statusgründen immigriert, sondern wir haben hier Zuflucht wegen widriger Umstände gesucht. Wir sind auf der Suche nach Liebe und Anerkennung und sind diesen langen Weg gegangen, um dies hier zu finden.“ 

So lautet die Übersetzung des Gedichts von Hafez, einem iranischen Dichter des 14. Jahrhunderts. (https://sosol.perseids.org/alpheios/app/align-viewsentence.xhtml?doc=align.3321.1&s=58)

Einwanderung – gleich welcher Art – hat ihre eigenen Folgen für den Einwanderer, und die Erinnerungen daran bleiben für immer im Gedächtnis einer Person mit Migrationshintergrund. Jeder Einwanderer ist in den ersten Jahren in einem neuen Umfeld mit verzweifelten Situationen konfrontiert und fragt sich: „Könnte ich eines Tages auch glücklich und erfolgreich sein? Könnte ich meine Familie und Verwandten wiedersehen? Könnte ich mich auf dieses neue Umfeld und seine Menschen einstellen?“ 

Als ich nach Deutschland ausgewandert bin, habe ich die fortschrittliche deutsche Gesellschaft selbst kennengelernt. Auf der einen Seite bin ich durch die Straßen gegangen und habe gesehen, dass die Restaurants und Geschäfte dieser Straße und auch die gesprochenen Sprachen arabisch oder türkisch waren. Auf der anderen Seite habe ich in einer Gegend gelebt, in der Außenseiter wie ich und andere Menschen mit anderer Hautfarbe wie unbekannte Wesen angesehen werden. Die Gesellschaft gibt uns zwar Chancen und Möglichkeiten, aber leider sieht sie uns immer nur als Flüchtlinge, was uns entmutigt.  

Im Leben eines jeden Einwanderers ist es eine große Herausforderung, sich heimatlos zu fühlen und keiner neuen Gesellschaft anzugehören. Das kann entweder zur Überwindung von Problemen oder zu Depressionen und Wut führen. 

Vielleicht, wenn die Einheimischen des Ziellandes verstanden haben, wie schwierig es ist, noch einmal ganz von vorne anzufangen, eine Sprache zu lernen und eine neue Kultur zu verstehen, einen Beruf auszuüben und sogar eine Familie zu gründen, könnten sie besser mit Flüchtlingen umgehen und ihnen helfen, sich schneller dort einzuleben. Und das würde die Flüchtlinge ermutigen, sich so schnell wie möglich an die neue Gesellschaft anzupassen. Letztendlich würde diese Zusammenarbeit und Interaktion zu einer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und zur Schaffung von Sicherheit in der Gesellschaft führen. 

In Berlin, der Stadt, in der ich lebe, sind die Nationalitäten vielfältig; es gibt verschiedene Farben und Rassen und verschiedene Sprachen und Kleidungsstile. Sie haben kein Problem damit, nach ihrer Kultur und Tradition zu leben. Einerseits hilft es ihnen, leichter in einem neuen Land anzukommen, obwohl sie Heimweh haben. Andererseits können sie sich nicht so schnell der neuen Gesellschaft öffnen, weil sie noch an die Kultur und Sprache ihrer Heimatländer gebunden sind. Die Art und Weise, wie Einwanderer mit dem Problem des Zusammenlebens und der Anpassung an die neue Gesellschaft umgehen, ist unterschiedlich. Zum Beispiel gibt es unter iranischen Einwanderern weniger Widerstand gegen den kulturellen Austausch, und viele von ihnen bemühen sich darum, sich auf die neue Gesellschaft und die Umwelt einzustellen. 

Ich persönlich konnte viele kulturelle und soziale Aspekte meines Landes nicht akzeptieren. Die Art, eine Familie zu gründen, die Persönlichkeit von Frauen in Familie und Gesellschaft zu ignorieren, das mangelnde Vertrauen ineinander, das Festhalten an abergläubischen Überzeugungen haben den Iran zu einem isolierten Land gemacht. Nachdem ich nach Deutschland eingewandert war, bemühte ich mich ständig, mich auf das neue Umfeld einzulassen.

Mein erster Schritt auf diesem Weg war der Besuch von Sprachkursen und -Cafés. Ich nahm an verschiedenen deutschen Veranstaltungen und Theater Aufführungen teil, was zur Freundschaft mit mehreren Deutschen führte. Und ich habe sehr von deren Beiträgen profitiert. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass je mehr Menschen versuchen, sich an eine neue Kultur anzupassen, desto mehr Erfolg werden sie haben, weil sie von vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft dahin begleitet werden. Gesundheit, Wohlstand, Stabilität und Sicherheit sind Merkmale einer gesunden und starken Gesellschaft, die entstehen kann, wenn in jedem von uns eine Kultur des friedlichen Zusammenlebens entsteht. Deshalb sollten sich sowohl Einwanderer als auch Einheimische eines Landes um ein friedliches Zusammenleben und eine starke Gesellschaft bemühen.

 

Nila Shahbazi hat ihren Beitrag in deutscher Sprache verfasst.

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