Mauer der Wünsche

 

 

Vom Wandel und der Erneuerung des Gedächtnisses

Eine Mauer begreifen wir als Trennung zweier Orte oder als Barriere, die Regionen voneinander trennt. Wenn wir über das allgemeine Konzept hinausgehen, kommen uns als erstes Länder in den Sinn, in denen Freiheiten unter diktatorischen Regimen verletzt werden. Wenn wir durch die Straßen Berlins gehen, erkennen wir, dass Straßen und Mauern an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen zu einem Raum der Meinungsfreiheit der Menschen geworden sind, während sie zuvor Hauptsymbole der Trennung zwischen Ost- und West-Berlin gewesen sind.

Das URBAN ART PROJECT „Mauer der Wünsche“, das im August 2022 im Hangar 1 des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof begonnen hat, ist ein Konzept des Künstlers Abdul Karim Majdal Al-Beik, mit dem ich zusammenarbeite. Das Projekt wird von „Durchstarten“, einem Berliner Projektfonds für Kulturelle Bildung, gefördert. In einer interaktiven Arbeit nimmt eine Gruppe Jugendlicher mit und ohne Migrationshintergrund teil und gestaltet eine Wand, an die sie ihre Wünsche und Träume aufhängen. Es ist ein Raum für die Freiheit, in dem sie ihre Hoffnungen und Träume zum Ausdruck bringen und das vorstellen können, was z. B. in ihren Herkunftsländern praktiziert wurde. Hier können sie in völliger Freiheit ihre Wünsche, Botschaften und Proteste präsentieren. *)

 

Diese Mauer, die der Künstler Abdul Karim Majdal Al-Beik wieder aufbauen wollte, basiert auf der Konzeptidee, dass Mauern Gedächtnis und Dokument einer Stadt mit all ihren Schriften, Erinnerungen und Ereignissen sind. Auf der Grundlage dieses Konzepts arbeiteten die Teilnehmenden am Bau der Wand und begannen, ihre Ideen zu zeichnen und aufzuschreiben. Obwohl die meisten von ihnen die Kunst eher als Hobby, denn als Beruf ausüben, begannen ihre Zeichnungen und Texte diesen weißen Raum zu bedecken und bildeten eine Plattform für Wünsche und Ideen, die sie durch diese künstlerische Art ausdrücken wollten. 

 

Die Mauer trägt häufig Zeit und Gedächtnis in sich und widerspiegelt die sozialen Wandlungen des Lebens in den Stadtgesellschaften. Deshalb waren Mauern den Gesellschaften in Ballungszentren stets nah. In vielen Großstädten dieser Welt nahmen die Mauern auf verschiedene Art und Weise den Einwohnern ganze Straßenzüge weg. Allerdings gab es häufig Protestbewegungen sozialer, künstlerischer und politischer Art, um diese Straßen von den Mauern zurückzuerobern. Das heißt, die Menschen wollen weder auf die Mauer noch auf die Straße verzichten, wie z. B. Graffiti-Künstler*innen.

 

In Syrien werden die Mauern den Einwohnern seit Jahrzehnten politisch vorenthalten. Die Mauern auf den öffentlichen Plätzen, Straßen und anderswo sind dem diktatorischen Regime in Damaskus vorbehalten, wie z. B. für Parolen und Symbole der Regierungspartei oder Bilder des Machthabers.



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Geschrieben von
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