Fahrradfahren lernen

عکس: ریحانه فرهمند

Ein schöner und bescheidener Traum von Frauen

Gastbeitrag von Raihana Farahmand

Als Kind hatte ich immer die Vorstellung, dass Fahrradfahren nur etwas für Männer und Jungen sei. Mein Vater hatte ein großes Fahrrad, bei dem ich mit meiner Körpergröße kaum bis zum Sattel reichte. Jetzt mache ich mich bereit, um in Berlin zu einem Radfahrkurs zu gehen, der speziell für Frauen und junge Mädchen konzipiert ist. Schon als ich zur Verkehrsschule spaziere, bemerke ich, dass hier viele Menschen, ob Frauen, Männer oder Kinder, mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Auf dem von außen nicht einsehbaren Gelände der Verkehrsschule gibt es einen Bereich speziell für Frauen, junge Mädchen und Kinder, die Fahrradfahren lernen. Eine junge Frau namens Charlotte leitet den Kurs. Sie unterrichtet seit einigen Jahren Frauen in Berlin. Ihre Schülerinnen sind meist Migrantinnen aus Afghanistan, Iran, Syrien, Irak, Sudan usw. Ich frage sie, wie die Kurse ablaufen. „Die Kurse finden zwei Stunden pro Woche statt und dauern jeweils acht Wochen”, antwortet sie. Interessierte Frauen können sich über Institutionen, die sich mit Migrant:innen beschäftigen, und anderen Organisationen in Berlin dafür anmelden. Manche kommen auch über ihren Freundeskreis direkt zu ihr.

Foto: Raihana Farahmand

1320Im Kurs bringt sie den Frauen nicht nur das Fahrradfahren bei, sondern auch Verkehrsregeln und notwendiges Vokabular im Zusammenhang mit dem Fahrrad. Zudem können sie Rollerfahren lernen. Dann beobachte ich die vielen Frauen, die mit ihren Kindern teilnehmen. Junge Frauen aus unterschiedlichen Ländern hören aufmerksam zu, was die Kursleiterin über die Verkehrsregeln auf den Straßen erklärt. Danach machen sich alle bereit für den praktischen Teil. Ich staune, dass es für alle Teilnehmenden Fahrräder in der richtigen Höhe gibt, was das Treten viel einfacher macht.
Salma Ashagh, 33 Jahre alt, kommt aus dem Sudan und ist mit ihren beiden kleinen Jungen hier. Sie leben seit zwei Jahren in Berlin, und zusammen mit ihrem älteren Sohn nimmt sie am Fahrradkurs teil.
„Fahrradfahren ist recht gesund. Zudem ist es auch wichtig für die Seele und erfrischt”, sagt sie mir. Seit ihrer Kindheit wollte sie unbedingt Fahrrad fahren lernen, und ist jetzt begeistert, dass sie das hier in Deutschland tun kann, fügt sie hinzu.

Foto: Raihana Farahmand

Mohadesa F. ist 16 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Sie lebt erst seit Ende Dezember 2021 in Berlin. Eine der besten Erfahrungen, die sie in ihrem Leben gemacht hat, war, dass sie hier Fahrradfahren lernen konnte, sagt sie. Außerdem ist sie der Meinung, dass das Fahrradtraining sehr vorteilhaft für Frauen ist, weil sie sich damit auch sportlich betätigen können. Sie würde jetzt gerne ihr eigenes Fahrrad haben, um damit die Stadt erkunden zu können. Mit dem Fahrrad könnte sie nicht nur zur Schule, sondern auch zu Museen und Sehenswürdigkeiten fahren. Frische Luft zu atmen, die Vögel singen zu hören und überall anhalten zu können, wo es ihr beliebt, würden ihr besonders gut gefallen und ihr ein angenehmes Gefühl geben.

Foto: Raihana Farahmand

Nasrin Ahmadi, 31 Jahre alt, kommt ebenfalls aus Afghanistan. Sie hat ein Kind und lebt seit zwei Jahren hier in Berlin. Sie ist der Meinung, dass es in Deutschland für jeden die Möglichkeit gibt, etwas zu lernen. Eine davon ist die des Fahrradtrainings. Sie musste lange auf einen freien Platz im Kurs warten. Auch für sie war es ein Kindheitstraum, der jetzt endlich in Erfüllung gegangen ist, und darüber ist sie sehr glücklich.
Viele Menschen nutzen ihr Rad jeden Tag, und es ist wirklich wunderbar, dass jede Person, die möchte, Radfahren kann. „Außerdem ist es nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt”, sagt sie. Ich schaue in die Augen dieser Frauen und jungen Mädchen und sehe, wie fröhlich ihre Gesichter sind.

Foto: Rainer Seehaber

Ich freue mich schon darauf, selbst Fahrradfahren zu lernen und Spaß zu haben, damit die Stadt zu erkunden. Und ganz besonders freue ich mich auf den frischen Wind, der mir dann um die Nase weht.

 

Ins Deutsche übertragen von Navid Raeesi.

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